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Winterflucht: Europas schönste Thermen

Foto: Leukerbad Tourismus

Europas schönste Thermen Sprudelbad mit Sonne und Sole

Schwitzen wie ein Großwesir, im Solebecken der Unterwassermusik lauschen: Ein Thermenbesuch ist die beste Möglichkeit, den grauen Winter zu überleben. In Wellnessoasen zwischen Budapest und Meran lassen sich Gäste treiben, ordentlich abreiben - oder sie planschen sich ins Glück.

Draußen ist es dunkel und kalt. Alles sehnt sich nach Licht und Wärme. Was gibt es da Schöneres als einen kleinen Urlaub zwischendurch im warmen Wasser? Schon die alten Römer ließen den Alltagsstress gern in warmen Quellen von sich abperlen. Heute ist die antike Lust am Planschen in edlen Badeanlagen in ganz Europa wieder en vogue. Eine Auswahl der schönsten Thermen Europas.

Budapest: Wasserwonnen unterm Cabrio-Dach

Das wäre echt eine Sünde: im Winter nach Budapest fahren und in keinem der historischen Thermalbäder gewesen zu sein. Der berühmteste unter den Tempeln der Badelust ist das legendäre Gellért-Bad im gleichnamigen Hotel. In dem luftigen, mit Kacheln und Mosaiken verzierten Jugendstilbau kann man ungemütliches Wetter bestens ausblenden. Und wenn die Sonne scheint, wird das Verdeck geöffnet wie bei einem Cabrio.

Ebenso prächtig wie im Gellért planscht es sich im Széchenyi-Bad , das von einer 70 Grad heißen Quelle gespeist wird. Für viele Einheimische ist es ein tägliches Ritual, im warmen Wasser sitzend Schach zu spielen. Und im frisch renovierten türkischen Rudas-Bad aus dem 16. Jahrhundert ist sogar nachts was los: Einmal im Monat ist dort Disco bis fünf Uhr morgens.

Meran: Molkebad und Apfelduft

Die Sonne blickt ins Bad, genau auf die Köpfe der Badenden in der Therme Meran . Möglich macht das ein imposanter gläserner Kubus über den 13 Indoor-Pools. Er gibt den Gästen den Blick auf die Südtiroler Bergwelt frei und bringt ihnen den Himmel näher. Sämtliche Hölzer und Steine der Therme sind so behandeln, dass sie aussehen, als hätte Wasser über Jahrhunderte hinweg die Oberflächen geprägt.

Auf unterschiedlichste Art kann man sich in Meran verwöhnen lassen: Es gibt ein Solebecken mit Unterwassermusik, ein Sprudelbecken, ein Heubad und ein Caldarium. Butterweich wird die Haut im Molkebad, porentief rein beim Apfel-Peeling. Apfel und Latschenkiefer sind auch Basis der thermeneigenen Kosmetiklinien, die ohne künstliche Duftstoffe auskommen. Für Skifahrer gibt es vergünstigte Kombi-Tickets für das Skigebiet Meran 2000 und die Therme.

Bad Griesbach: Durchatmen in der Salzgrotte

Niederbayern mit einem Schuss Noblesse, so könnte man Bad Griesbach  umschreiben. Der fast schon italienisch anmutende Thermalbadeort liegt auf einem grünen Hügel und ermöglicht Touristen weite Blicke übers Rottal. Ein Luxus- Hotel wirbt mit "Quellness" - eine Wortkreation aus Wellness und Quelle. Tatsächlich baden Gäste in echtem Thermal-Mineralwasser.

Wer seine Schönheit einer Kur unterziehen will, der liegt in Bad Griesbach ebenso richtig wie alle, die endlich einmal zu schwitzen wünschen wie ein Großwesir: Im original morgenländischen Hammam kann sich der Gast vom Tellak, dem Badeknecht, nach allen Regeln der orientalischen Kunst durchkneten lassen. Ein Fest auch fürs Auge ist die neueste Griesbacher Errungenschaft: In der neuen Salzgrotte glitzern die Salzkristalle an Decke und Wänden in allen Regenbogenfarben - ein Raum für positive Gedanken und neue Kraft.

Bad Blumau: Wellenbad und Vulkania-Heilsee

Was für ein Glück, dass in den siebziger Jahren in der Oststeiermark kein Erdöl gefunden wurde, sondern "nur" heißes Wasser. Sonst gäbe es heute wohl kaum Friedensreich Hundertwassers bewohnbares Gesamtkunstwerk, und die sanfte Hügellandschaft rundum wäre vermutlich von Bohrtürmen übersät.

So aber wandeln die Urlauber in der Therme Bad Blumau  durch eine Phantasiearchitektur von buntbemalten, knuffelig runden Mauern und vergoldeten Türmchen, wohnen in begrünten Häusern und freuen sich an Wellenbad und Vulkania-Heilsee. Sie wandeln auf dem neuen Wahrnehmungsweg zwischen Ort und Bad und lassen sich mit Damaszener Rosenöl massieren. What a Peeling: Ein Bad in Stutenmilch mit anschließendem Rubbeln gibt es ebenso wie einen Bachblütenlehrpfad und einen Räuchermeister, der zu Feuermeditationen einlädt.

Bad Sulza: Liquid Sound und Vollmond-Wellness

Der "New York Times" war die Toskana-Therme im thüringischen Bad Sulza einen Eintrag in die Liste der 100 besten Bäder der Welt wert. Zu Recht: Denn die Stimmung unter der Kuppel aus spiegelndem Glas und weißem Holz bei buntem Laserlicht und sanfter Musik ist einfach eine Wucht.

Und dann erst die Solebäder: In sieben Kaskaden-Entspannungsbecken und vier Whirlpools schweben die Gäste im Salzwasser und lauschen Unterwassermusik, im Strömungskanal lässt man sich einfach treiben. Liquid Sound nennt sich die einmalige Mischung aus Klang, Farbe und Licht. Und wer wollte nicht immer schon mal in der dunklen Jahreszeit unter einem Lichtwasserfall stehen?

Jeden Freitagabend veranstaltet die Toskana Therme  eine Sonderaufführung "Klassik unter Wasser". Am schönsten aber ist der Wellnesstempel im Weimarer Land bei Nacht. An jedem ersten Samstag des Monats bleibt die Therme bis zwei Uhr früh geöffnet, und über die Unterwasserlautsprecher perlt elektroakustische Musik von einem Wellness-DJ.

Leukerbad: Wohlige Wärme aus dem Fels

Es gurgelt, gluckert und wabert. Wohlig warm umfängt samtweiches, herrlich lebendiges Wasser die müden Glieder. Das Bergdorf Leukerbad im Wallis  hat nicht nur exzellente Skipisten, sondern auch die reichsten Thermalwasserquellen Europas. Statt dicht gedrängt in der Après-Ski-Bar schwitzen die Wintersportler hier lieber im Dampfbad und schauen vom Außenbecken auf die beeindruckenden Felswände des Daubernhornmassivs.

Mehr als 130 Wellnessanwendungen in sechs öffentlichen Bädern wollen entdeckt werden. Auf unglaublichen 12.500 Quadratmetern offeriert allein das größte, die Walliser Alpentherme, zum Beispiel ein Römisch-Irisches Bad, ein Walliser Saunadorf, Ayurveda, Thalasso und Walliser Traubenkern-Wellness. Wer mag, der kann sogar ein Vollmondbad und Frühstück im Wasser ausprobieren. So lässt sich selbst der kälteste Winter aushalten.

Hans-Werner Rodrian/srt/jus